Die Schulbibliothek und meine VWA
Es ist Aufgabe der Schulbibliothek, Medien und Serviceleistungen zur Umsetzung der „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ (VWA) anzubieten. Im Interview erklärt Helga Simmerl inwieweit dich die Schulbibliothek bei deiner VWA unterstützen kann.
Sind Schulbibliotheken gut genug gerüstet, um als Anlaufstelle für Fragen rund um die VWA dienen zu können?
Helga Simmerl: Schulbibliotheken haben auf die Anforderungen im Zusammenhang mit der VWA mannigfach reagiert. Wenn sie Computerarbeitsplätze, Steckdosen für Laptops, WLAN und dem Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler angepasste Öffnungszeiten anbieten, werden sie gerne von Schülerinnen und Schülern als Orte des Lernens und Schreibens angenommen. Doch die technischen Aspekte und die Raumausstattung sind nur ein Teil dessen, warum die Bibliothek hier eine wichtige Rolle einnimmt. Viel wesentlicher ist, dass das Medienangebot die Umsetzung der VWA unterstützt und Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare kompetent beraten.
Wie können Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare den VWA-Prozess unterstützen?
Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare sind aufgrund ihrer Ausbildung Expertinnen und Experten in Sachen Literatursuche und Informationsverarbeitung. Daher können Sie in diesen Bereichen besonders gut unterstützen. Im Zentrum steht die individuelle Beratung, sowohl bei der Themenfindung wie auch bei der Literatursuche oder bei Fragen zur methodischen Vorgehensweise. Manche Bibliotheken bieten dafür eigene „VWA-Sprechstunden“ an. Andere Schulbibliotheken haben sich als Orte des Schreibens etabliert und veranstalten Schreibworkshops oder spezielle Schreibevents wie „Die lange Nacht des Schreibens“ oder „Schreib-Impulstage“.
Das Kerngeschäft der Schulbibliothek ist vermutlich weiterhin die Bereitstellung von Medien?
Ja, im Zusammenhang mit der VWA sind das v. a. Bücher und Zeitschriften, die einerseits die Themenfindung unterstützen, und andererseits erste Einstiegs- und Orientierungsrecherchen in den verschiedenen Fachrichtungen ermöglichen. Außerdem kennen Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare die lokale Bibliothekslandschaft und können nicht nur bei der Recherche in Katalogen außerschulischer Bibliotheken helfen, sondern auch bei Fragen zur Ausleihe über die eigene Schulbibliothek hinaus kompetent beraten.
Was kann die Schulbibliothek zur Themenfindung beitragen?
Gerade was die Themenfindung betrifft, haben Schulbibliotheken unterschiedlichste Konzepte entwickelt. Workshops zur Themenfindung gehören ebenso dazu wie spezielle Angebote im Rahmen der Unverbindlichen Übung „Wissenschaftliches Arbeiten“. Ein rein bibliotheksspezifisches Programm zur Themenanregung stellen medienunterstützte „Themenschnuppertage“ dar. Damit gemeint sind spezielle Projekttage zur Themenfindung, an denen eigens vorbereitete Medientische Schülerinnen und Schüler zum Schmökern anregen sollen und im besten Fall zu neuen Themeninteressen verführen. Diese „Appetizer“, also Bücher (und andere Medien), die Lust auf Wissen machen, sollen in Schülerinnen und Schülern Themeninteressen abseits der üblichen Pfade wecken.
In der Schulbibliothek findet man aber nicht nur Material zum eigenen Thema – Sie haben die Methodik bereits angeschnitten.
Ja, eine gut sortierte Schulbibliothek sollte nicht nur die bereits erwähnte Basisliteratur in den jeweiligen Fachrichtungen anbieten, sondern auch Bücher bereitstellen, die Schülerinnen und Schüler bei der methodischen Umsetzung ihrer Arbeit unterstützen. Bücher zu Lern- und Arbeitstechniken bieten Hilfestellung bei Fragen zur methodischen Vorgehensweise – also beispielsweise vom richtigen Zitieren, über das Erstellen einer Bibliografie, bis hin zur Durchführung eines Interviews oder der Analyse eines Films. Wichtig sind auch Bücher zum Umgang mit Schreibblockaden und Methoden diese zu überwinden.
Viele Schülerinnen und Schüler suchen in der Schulbibliothek auch nach VWAs aus früheren Jahrgängen.
Dabei ist es wichtig herauszufinden, nach welchen Kriterien die Schulbibliothek ihren VWA-Bestand auswählt. Werden nur besonders gelungene Arbeiten aufgenommen, oder sind hier alle abgegebenen Arbeiten versammelt? Schließlich wollen Schülerinnen und Schüler ja nur jene Arbeiten als Orientierungshilfe heranziehen, die wirklich Beispielcharakter haben.
Wie ist es um die Digitalisierung der Schulbibliotheken bestellt?
Schulbibliotheken sind üblicherweise mit Bibliothekscomputern ausgestattet, die für die Recherche im Internet und in elektronischen Bibliothekskatalogen genutzt werden können. In diesem Zusammenhang kommt der Schulbibliothek eine besonders wichtige Aufgabe zu: Schülerinnen und Schüler sollen hier lernen, wie man eine Literaturrecherche in einem Bibliothekskatalog (OPAC = Online Public Access Catalogue) kompetent durchführt. Viele Schulbibliotheken arbeiten bereits mit einem Web-OPAC, der die Recherche über das Internet möglich macht und somit eine orts- und zeitunabhängige Recherche erlaubt. Nutzen Schülerinnen und Schüler schon früh den digitalen Bibliothekskatalog der Schulbibliothek, so sind sie, wenn sie mit der VWA beschäftigt sind, bereits „Rechercheprofis“ und darauf vorbereitet, auch außerschulische Kataloge kompetent zu nutzen.
Wie können Schülerinnen und Schüler zu Büchern aus anderen Bibliotheken kommen, ohne dort eingeschrieben zu sein?
In den meisten außerschulischen Bibliotheken ist es für Schülerinnen und Schüler möglich, Bücher und andere Medien kostenlos zu entlehnen. Ich empfehle allen Schülerinnen und Schülern, sich in ihrer Stadt- oder Landesbibliothek einzuschreiben. Sie erlangen damit die Berechtigung, Medien kostenlos auszuleihen, für die VWA ebenso wie für ihr privates Lesevergnügen.
Eine zeitgemäße Alternative zum physischen Buchverleih stellt der Verleih von eMedien (eBook, ePapers, eAudios) dar.
In diesem Fall werden die gewünschten Medien digital entliehen und am eigenen Computer oder Handy gelesen oder gehört. Der eMedien-Verleih wird mittlerweile von allen großen Stadt- bzw. Landesbibliotheken angeboten und kann von Schülerinnen und Schülern in ganz Österreich ebenso kostenlos genutzt werden. Voraussetzung ist lediglich auch hier eine vorherige Registrierung. Gerade wenn die Erreichbarkeit einer Bibliothek aufgrund größerer Distanzen zum eigenen Wohnort ein Problem darstellt, ist der eMedien-Verleih eine besonders wichtige und zeitsparende Alternative. Sollten Schülerinnen und Schüler bei der Registrierung oder Ausleihe Unterstützung benötigen, ist die Schulbibliothek die richtige Anlaufstelle. Schulbibliothekarinnen und -bibliothekare sind mit dem lokalen Bibliotheksnetzwerk vertraut und können sicher weiterhelfen.